Historisches
Wo sich heute die Gemeinde Orsingen befindet, versammelten sich vor Jahrhunderten die Kelten um ihre Lagerfeuer. Grabfunde beweisen, dass die Stämme der Eisenzeit damals auf Orsinger Gemarkung siedeln.
Orsingen selbst ist eine alemannische Gründung aus dem 6. bis 7. Jahrhundert. Anfangs gehört der Ort zu einem alemannischen Herzogtum, fällt aber später an die fränkische Krone. Diese vermacht dem Kloster Reichenau zahlreiche Besitztümer und Rechte in Orsingen, wo auch ein eigener Ortsadel ansässig ist.
Bild: Grabfund aus 1976 auf der Gemarkung Orsingen: Römische Kupfermünze, geprägt 71 n. Chr. in Rom.
Urkundlich erwähnt wird „Orsinga“ erstmals am 27. Dezember 1094 in der Schenkungsurkunde eines Ritters Meginfriedus von Orsingen an das Kloster Allerheiligen in Schaffhausen. Im April 1189 bestätigt Kaiser Friedrich I. dem Kloster Allerheiligen seine Besitzungen in Orsingen. 1249 ist in einem weiteren Dokument der Name Eberhardus de Orsingen, miles (Ritter) genannt.
In frühester Zeit ist Orsingen ein sogenanntes Allodialgut des Grafen von Nellenburg, der es 1174 an die Herren von Langenstein weiterreicht. Immer wieder wechselt Orsingen danach den Besitzer, ehe die Gemeinde nach einer kurzen Zugehörigkeit zu Württemberg (1806) schließlich 1810 an das Großherzogtum Baden übergeht.
Bild: Meginfriedus schenkt am 27. Dezember 1094 Güter in Orsingen an das Kloster Allerheiligen in Schaffhausen – Original der Urkunde im Staatsarchiv Schaffhausen.
Der Blick in die Geschichtsbücher zeigt: Orsingen erlebt nicht nur glanzvolle Zeiten. Während der Bauernaufstände (1524/25) und des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) leiden die Einwohner unter Hunger, Tod und Gewalt. Es sind ungewisse, grausame Zeiten für die Menschen. Der Krieg überschattet auch die glanzvolle Epoche der Herren von Raitenau, die mit ihrer Familie mehr als 100 Jahre auf Schloss Langenstein leben. Graf Rudolf Hannibal von Raitenau stirbt 1671 als letzter Vertreter seines Stammes.
Großherzog Ludwig von Baden vermacht die Herrschaft Orsingen seinen Kindern, die er in den Grafenstand erhebt. Sein Sohn, Graf Ludwig von Langenstein, stirbt 1872 kinderlos – sein Neffe erbt alles. Die Nachkommen seiner Familie leben noch heute auf Langenstein.
Bild: Schloss Langenstein aus der Zeit vor 1671 – Ölgemälde im Besitz des Grafen Douglas, Langenstein.
Wie in Orsingen finden Forscher auch in Nenzingen Zeugnisse aus vergangenen Zeiten. Unsere Vorfahren nutzen die vom Würmgletscher in der letzten Eiszeit vor rund 10 000 Jahren geformte, heutige Landschaft mit ihrer interessanten Lage. Gräber aus der Hallstattzeit (800-450 vor Christus) deuten auf eine keltische Besiedlung hin. Ein umfangreiches Gräberfeld aus dem 6. bis 7. Jahrhundert nach Christus gibt Aufschluss über die Ansiedlung von Alemannen, deren Führer Nanzo dem Ort seinen Namen gibt.
Bild: Keramikfunde (7. und 8. Jh. v. Chr.) aus der ehemaligen Kiesgrube Brugger hinter dem entdeckten Friedhof aus der Hallstattzeit.
Die erste schriftliche Erwähnung des Ortes stammt aus der Bodmaner Urkunde vom 21. April 839. Kaiser Ludwig der Fromme schenkt damals dem Kloster Reichenau neben anderen Gütern auch Grundstücke in Nenzingen.
Bild: Die Bodmaner Urkunde vom 21. April 839, in der Nenzingen als Nancingas erstmals schriftlich genannt wird.
In der Ära der Nellenburger Landgrafen existiert in Nenzingen ein Dorfadelsgeschlecht, das so genannte Ministerialien- oder Dienstmannengeschlecht. Dessen erster Vertreter ist zwischen 1102 und 1116 ein Adelbero von Nenzingen. 1290 verkauft ein Heinrich der Nenzinger Lehensstücke. Der letzte Name, der im Zusammenhang mit diesem Geschlecht genannt wird, ist Konrad von Nenzingen.
Nach dem Ende der Nellenburger-Ära im Jahr 1423 fällt Nenzingen an Österreich. Im Frieden von Preßburg 1805 wird der Ort dem Württembergischen Königreich zugeordnet; durch den Staatsvertrag vom 2. Dezember 1810 kommt er zum neu geschaffenen Großherzogtum Baden.
Während Nenzingens gute Lage der Gemeinde heute zahlreiche Vorteile bringt, hatten die Menschen früher darunter auch stark zu leiden: Viele Kriege verlangen Nenzingen einen hohen Blutzoll ab - vor allem die beiden Weltkriege.
Bild: Die Karte zeigt die Schlacht von Stockach am 25. März 1799, die in Wirklichkeit Schlacht von Nenzingen heißen müsste. Denn der Ort Nenzingen liegt genau zwischen den Stellungen der Österreicher und der Franzosen.
Heute ist Orsingen-Nenzingen eine blühende, aufstrebende Doppelgemeinde mit guter Infrastruktur und hoher Lebensqualität. Dazu tragen auch zahlreiche aktive Vereine und die seit Jahrzehnten florierende Wirtschaft bei.